Leder

Es gibt viele unterschiedliche Lederarten und - sorten.

Grundsätzlich unterscheidet man in der Schuhmode zwischen Glattleder, Rauleder und Kunstleder bzw. veganem Leder.

  • Glattleder: Man unterscheidet zwischen gedecktem und offenporigem Glattleder. Offenporiges Glattleder ist meistens empfindlich, soft und erheblich feuchtigkeitsempfindlicher als gedecktes Glattleder. Gedecktes Glattleder dagegen besitzt eine recht unempfindliche Oberschicht und zeichnet sich durch einen starken Farbauftrag aus.
  • Rauleder: Diese Lederart ist durch die mehr oder weniger aufgeraute Lederoberfläche gekennzeichnet.                                                                                          Dazu zählen beispielsweise Velours- oder Nubukleder. Das Tolle an Nubukleder und Velourleder ist seine Haptik – schön strukturiert, leichter Flor, angenehm warm und samtig.
  • Kunstleder/ veganes Leder: Wer sich nicht mit tierischen Produkten kleiden möchte, für den ist eine echte und nicht minder robuste, attraktive und qualitativ hochwertige Lösung: Kunstleder bzw veganes Leder. Die vegane Lederalternative steht dem Naturprodukt in Sachen Optik und Tragekomfort in nichts nach.

Gerbung

Die Gerbung ist ein dauerhafter Konservierungsprozeß und wandelt die verderbliche Haut in Leder um. Für die Schuhherstellung muß das fertige Leder folgende wichtige Eigenschaften mitbringen:

im trockenen Zustand darf es nicht brechen
im nassen Zustand darf es nicht mehr faulen

Als zentraler Vorgang in der Lederherstellung gibt der Gerbprozeß die Grundlage für die guten Ledereigenschaften.

Die mineralische Gerbung

verwendet für den Gerbvorgang in der Hauptsache Chromsalze. Deswegen spricht man allgemein von "Chromgerbung". Sie wird heute von allen Gerbarten am häufigsten angewandt.

Die synthetische Gerbung

verwendet Chemie-Gerbstoffe. Sie eignet sich in besonderer Weise zur Kombination und Ergänzung anderer Gerbarten und ersetzt weitgehend die schwankende Wirksamkeit der natürlichen Gerbstoffe.

Die vegetabilische Gerbung

verwendet Pflanzen-Gerbstoffe und Baumrinden. Sie wird als langwierige Grubengerbung für Bodenleder eingesetzt oder bei der Mischgerbung auch für Oberleder.

Zurichtung des gegerbten Leder

Nach dem Gerbvorgang kommt das Leder in die Zurichtung, wo es durch eine Reihe von Arbeitsvorgängen erst richtig gebrauchsfertig gemacht wird.
Dabei ist der spätere Verwendungszweck des Leders entscheidend.
Durch das Falzen werden die Unebenheiten der Haut entfernt. Das Narbenschleifen korrigiert die Oberfläche der nicht immer gleichmäßigen Haut.
Das Stollen erhält dem Leder die Geschmeidigkeit, während das Krispeln die Narbung betont.
Vor allem erhält das Leder die gewünschte Farbzurichtung, die von der transparenten Tönung der Anilinfarben bis zur voll egalisierten Deckung mit Pigmentfarben geht. Auch kann das Leder von einem tiefmatten Aussehen bis zum leuchtenden Lackglanz zugerichtet oder mit einer naturnahen Reptil-Prägung versehen werden. Die Arbeiten in der Zurichtung einer Lederfabrik hängen also stark ab von dem großen Einfluß, den die jeweilige Mode auf die Farben
und auf die Gestalung der Lederoberfläche ausübt.

 

Anilinzurichtung

Anilinfarbstoffe werden aus Steinkohlenteer gewonnen und sind lösliche Farbstoffe. Sie werden zum Durchfärben der Leder im Farbbad und bei der Zurichtung
der Oberfläche zum Abtönen der Appreturen verwendet. Anilinfarben sind durchscheinend, so daß die Narbenstruktur des Leders immer erkennbar bleibt.
Aus diesem Grund ist für Anilinzurichtungen nur Rohware mit makelloser Narbenseite geeignet.

Gedeckte Zurichtung

Die Appreturen, die aufgetragen werden, enthalten feste Festkörper, sog. "Pigmente", die nicht löslich sind. Sie decken die Narbenstruktur ab, so daß das
natürliche Narbenbild mehr oder weniger gut erkennbar bleibt. Fehler in der Oberfläche werden dadurch ebenfalls verdeckt.

Kasein - Zurichtung

Kasein, ein Milchprodukt, dient als Bindemittel der Farbpigmente in sehr feiner Verteilung. Kaseinzurichtungen eignen sich zum Glanzstoßen, d.h. einer Nachbehandlung, bei der die Oberfläche durch reiben mit einer Glasrolle verdichtet wird und dadurch Glanz und einen geschlossenen Narben erhält.
Teilchen miteinander verschmelzen und Glanz und Widerstandsfähigkeit an der Oberfläche entstehen.

Kollodiumzurichtung

Kollodium ist Nitrocellulose, in einem organischen Lösungsmittel gelöst. Es wird meist als Abschlußappretur aufgetragen, häufig als Sprüh-(Spray-)Finish am fertigen Schuh angewandt.

Polyurethan - Zurichtung

ist eine neuere Art der Lederzurichtung, als Lacklederzurichtung jedoch schon länger bekannt.
 

Lackleder

Diese Art der Zurichtung läßt sich praktisch auf alle Lederarten auftragen und bildet auf der Oberfläche einen geschlossenen, hochglänzenden Film. Heute
bestehen die Lackzurichtungen meist aus einem Polyurethan - Zweikomponentesystem.

Folienleder

Auf das eigentliche Leder, meist Spaltleder, d.h. , von dem die Narbenschicht durch Spalten abgenommen ist, wird eine Kunststoff - Folie aufgebracht.

Die Entstehung eines Schuhmodells

Ausgangsbasis für ein der jeweiligen Mode angepaßtes Schuhmodell ist ein Entwurf in Form einer Strichzeichnung. Nach dieser Zeichnung und einem entsprechend modellierten Leisten gestaltet der Modelleur ein sog. " Grundmodell ".

Hierzu muß die Oberfläche des Leistens in eine ebene Fläche gebracht werden, d.h. es wird eine Leistenkopie angefertigt. In diese Leistenkopie wird die räumliche Strichzeichnung übertragen und in den verschiedenen Details ausgearbeitet.

Das so entstandene Grundmodell, das in einer mittleren Größe ausgearbeitet wurde, wird durch Gradieren, d.h. durch Vergrößern bzw. Verkleinern, zu einer Größenserie erweitert.

Die Umrisse der Teile der Größenserie werden bei der Gradierung, aus einem Karton ausgeschnitten und dienen als Vorlage für die Herstellung der Schneidewerkzeuge, der Stanzmesser.

Entsprechende Unterlagen für Laufsohlen, Brandsohlen und Absätze müssen ebenfalls erstellt werden.

Sowohl die technische Modellbearbeitung als auch der Modellentwurf haben sich durch die CAD - Technik seit Mitte der 80er Jahre erheblich gewandelt. Der besondere Vorteil dieser Technik liegt in der sehr schnellen und sehr präzisen Bearbeitung der Schaftmodelle. Änderungen an vorhandenen Modellen sind in kürzester Zeit möglich.

Der Schuhleisten

Unter Schuhleisten versteht man die idealisierte Nachbildung des menschlichen Fußes aus einem festen Werkstoff, wie z.B. Holz, Kunststoff, Metall.

Über diesem Leisten wir der Schaft geformt und am Boden befestigt (gezwickt).

Die Formgebung des Schuhleistens bestimmt die Größe, Form und Paßform des Schuhes.

Den Grundriß des Leistens bildet die Brandsohlenkonstruktion, die je nach Schuhart (Kinder, Damen, Herren)
nach bestimmten Regeln entwickelt wird.

Wesentlich ist, daß die Brandsohlenbreite in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, das sie Basis des Weitensystems bildet.

Innerhalb gewisser Grenzen kann die Leistenform, insbesondere die Leistenspitze, nach den modischen Vorstellungen durch
den Designer frei gestaltet werden.

Der Leisten bildet die Grundlage für den Entwurf und die Entwicklung eines Schuhmodells.

Aufbau des Schuhes

In der Fachsprache wird der Schuh in zwei Hauptbestandteile gegliedert:

* Schaft - Schaftoberteil

* Boden - Schuhunterteil

Der Schaftoberteil umfaßt folgende Teile
Blatt, Quartier, Lasche, Hinterriemen, Futter, Fersenfutter, Hinterkappe, Vorderkappe, Öse und Schnürsenkel

Der Schuhunterteil umfaßt folgende Teile
Decksohle, Brandsohle, Laufsohle, Absatz, Absatzfleck, Gelenkversteifung, Ausballung und Rahmen

Schaft und Schaftteile

Die nach außen sichtbaren Teile des Schaftes werden als Oberschaft, die im Schuhinneren sichtbaren Teile als Futterschaft bezeichnet.
Die Anzahl der Teile des Schaftes ist von der Art des Schaftschnittes abhängig.

Als Schaftwerkstoffe werden Leder, Textil und synthetische Werkstoffe verwendet.
Der Futterschaft besteht in der Regel aus dem eigentlichen Futter und einem speziellen Fersenfutter. Als Futterwerkstoffe werden Leder,
synthetische Werkstoffe, Textilien und Pelze (Warmfutter) verwendet. Bei geschlossenen Schuhen wird die Schuhspitze mit einer Vorderkappe versteift, die zwischen Schaftwerkstoff und Futter eingeklebt ist.
Zur Versteifung des Fersenbereiches dient die Hinterkappe, die ebenfalls zwischen Schaftwerkstoff und Futter eingebaut ist. Werden sehr weiche und schmiegsame Schaftwerkstoffe verarbeitet, kann eine zusätzliche Verstärkung, die zwischen Futter- und Schaftwerkstoff liegt, erforderlich werden.

Diese Verstärkung nennt man Zwischenfutter.
Entscheidend für das Gebrauchsverhalten ist die Eigenschaft der Schaftwerkstoffe, die Fußfeuchte aufzunehmen und nach außen abzugeben.

In dieser Beziehung ist Leder im allgemeinen den bekannten synthetischen Werkstoffen deutlich überlegen. Bei offenen Schuhen, wie Sandalen, Sandaletten ist die Feuchtigkeitsaufnahme des Schaftwekstoffes von geringerer Bedeutung.

Schuhboden und Bodenteile

Die Laufsohle ist im besonderem Maße auf Verschleiß (Abrieb) und Biegung beansprucht.

Als Werkstoffe kommen in Frage:

* Leder
* Gummi
* Kunststoffe

Weiterhin wird von der Laufsohle eine ausreichende Sicherheit gegen Ausgleiten gefordert.
Weiche Sohlenwerkstoffe sind in der Regel gleitsicherer als solche mit größerer Härte.

Der Oberfleck des Absatzes ist noch in höherem Maß als die Laufsohle auf Verschleiß beansprucht. Mit abnehmender Größe des Oberflecks steigt die Beanspruchung sehr stark an.

Absätze unterliegen in ihrer Form und Ausführung sehr stark der Mode. Der aus einzelnen Lederschichten aufgebaute Absatz ist heute durch den Kunststoffabsatz weitgehend verdrängt. Die sichtbaren Flächen der Absätze können einen Überzug aus dem Schaftmaterial oder aus einer Lederschichtfolie aufweisen. Die Absätze können aber auch aus einem entsprechend eingefärbten Kunststoff bestehen oder nur an der Oberfläche lackiert werden.

Als Zwischensohle wird eine Sohle bezeichnet, die zwischen Laufsohle und Brandsohle eingebaut ist. Sie ist weniger dem Verschleiß unterworfen, sondern dient als Bindeglied zwischen Laufsohle und Brandsohle. Werkstoffe sind:

* Leder
* Gummi
* synthetische Werkstoffe

Die Brandsohle bildet in der Regel mit der Gelenkversteifung eine Einheit. An der Brandsohle wird der Schaft beim Zwicken befestigt.
Die Gelenkversteifung bildet die Brücke vom Absatz zur Lauffläche. Je nach Absatzhöhe und Absatzform ist die Gelenkversteifung einer erheblichen Beanspruchung ausgesetzt.
Ungenügende Gelenkversteifungen führen zu unliebsamen Verformungen des gesamten Schuhes.
Deckbrandsohle und Brandsohle stehen in unmittelbarem Kontakt zum Fuß und sind deshalb nach ihrer Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern und abzugeben, zu beurteilen. Die Oberfläche der Deckbrandsohle muß farbecht und schweißbeständig sein.
Die Ausballung gleicht die nach dem Zwicken entstandene Vertiefung auf der Unterseite der Brandsohle aus. Als Ausballung können plastische Massen, z.B. Kork- oder Gummischrot mit entsprechenden Bindemitteln, oder Zuschnitte aus Filz, Leder, Schaumstoff verwendet werden.

Fertigungsablauf

Der technische Ablauf der Schuhfertigung kann wie folgt gegliedert werden:
 

Zuschneiderei

Zuschneiden der Schaftteile - Stanzen
Dies ist eine hochqualifizierte Tätigkeit, da hier ein sehr wertvolles Material qualitativ und quantitativ optimal genutzt werden muß.

Vorrichterei

Vorbereiten der Schaftteile für den Schaftzusammenbau

Stepperei

Zusammenbau der Schaftteile, vorwiegend durch "Nähen" (Steppen), aber auch " Kleben" und ähnliche Arbeitsgänge.

Bodenverarbeitung

Herstellung der Schuhbodenteile

Montage

Zwicken, d.h. Formen des Schaftes über den Leisten und verbinden mit der Brandsohle, - befestigen der Laufsohlen und Absätze

Finish

Reinigen - Aufsprühen von Appreturen - Ausstattung mit Deckbrandsohlen, Schnürsenkel, Verpackung